Alles was ich über Rasen weiß!
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Rasen ist ein Thema das mich seit dem Tag begeistert, an dem wir unseren Garten komplett gerodet und neu angelegt haben. Vorher war der Rasen halt grün, hier ein bisschen mehr, da ein bisschen weniger und was genau da grün war hat mich eigentlich auch nicht interessiert. Ich war froh wenn er nicht Knie hoch war und das wars. Ich habe meinem Rasen keine große Aufmerksamkeit geschenkt.
Mit dem Tag des Umbaus hat sich meine Einstellung dazu komplett verändert. Ich habe meinen Garten Jahre lang geplant, habe so viel Zeit mit dem Bau verbracht und ab dem Moment in dem ich endlich in meinem Traum Garten stand wuchs mir ein kleiner grüner Daumen. Ok, sagen wir besser es wuchs der Wunsch einen grünen Daumen zu haben. Ich wollte verstehen was mein Rasen braucht. Ich wollte wissen was ich tun muss damit mein Rasen so aussieht wie ich mir Rasen vorstelle. Er soll saftig grün, eben und dicht sein. Außerdem muss unser Rasen robust sein und zwar so robust das er spielenden Kindern und tobenden Hunden trotzt.
Also habe ich angefangen mich mit dem Thema Rasen zu beschäftigen. Düngen, säen, mähen, bewässern, aerifizieren und alles was man sonst noch so macht um einen schönen grünen Teppich im Garten liegen zu haben.
Ich habe die ersten Jahre einfach drauf los gedüngt, regelmäßig gemäht und einmal im Jahr vertikutiert. Ich wusste nicht was meinem Rasen fehlt, ich wusste auch nicht was ich ihm gebe, aber es hat funktioniert. Der Rasen war grün und sah gut aus. Aber mit der Zeit haben sich immer mehr Problemstellen gezeigt an denen einfach nur düngen und mähen nicht geholfen hat. Es gab feuchte stellen hinter den Hecken, schattige Bereiche am Bambus und es gab Stellen an denen ich dem Unkraut einfach nicht Herr wurde. Es wurde also langsam Zeit sich mit dem Thema Rasen intensiver zu beschäftigen.
Im nächsten Schritt habe ich eine Bodenprobe gezogen, diese im Labor analysieren lassen und festgestellt das mein Boden grandios überdüngt war. Mit dem Ergebnis der Bodenanalyse bin ich zu Flo von Nachhaltig Grün und habe mir von Grund auf erklären lassen, worauf ich bei meinem Rasen achten muss, was die Gründe für meine Problemstellen sind und wie ich am Ende mit viel weniger Düngemittel ein besseres Ergebnis erreiche. Das war vor gut 4 Jahren und heute fühle ich mich in der Lage, euch das zu erklären was ich in den der Zeit gelernt habe.
Grundlagen
Ich habe leider keinen allgemeinen Rasenpflegeplan für jeden der einen schönen Rasen haben möchte. Aber ich möchte euch gerne erklären was ich mache damit mein Rasen so aussieht wie er aussieht. Außerdem kann ich euch zeigen was ich alles schon probiert habe und was ich daraus gelernt habe.
Was ich euch sagen kann ist: Es gibt keinen MASTERPLAN für den perfekten Rasen.
Jeder Rasen ist anders, es kommt auf den Boden an, es kommt auf die Lage an und es kommt darauf an wie man seinen Rasen nutzt. Ich habe festgestellt das ein schöner Rasen eine unglaublich tiefgründiges Thema ist und das man mit ein paar wichtigen Schritten auf jeden Fall eine Menge erreichen kann. Was ich auch festgestellt habe ist, das man kein Ende findet und es immer weiter geht auf dem Weg zum perfekten Rasen. Es ist also wieder mal ein Fass ohne Boden an dem ich mit meinem Perfektionismus wohl noch verzweifeln werde, haha.
Ein paar allgemeine Tipps
Düngen mit dem Kasten Streuwagen
Ich Dünge immer kreuzweise um die Bildung von Streifen zu vermeiden. Beim Düngen mit einem Kasten Streuwagen ist es enorm wichtig so sauber wie möglich zu arbeiten damit die Fläche gleichmäßig gedüngt wird. Wenn ihr den Streuwagen auf die halbe Menge einstellt und einmal quer und einmal längst über die Fläche fahrt, wird das Ergebnis auf jeden Fall mit sehr geringem Aufwand viel gleichmäßiger.
Was tun bei Moos?
Bei Moos hilft ein eisenhaltiger Dünger, das Moos verträgt das Eisensulfat im Dünger nicht, wird schwarz und stirbt ab. Danach sollte das Moos entfernt werden. Man kann das Moos einfach raus Rechen oder es mit einer Lüfterwalze für den Vertikutierer raus holen. Ich würde an der Stelle aber nach der Ursache Suchen und in der Zukunft die Ursache und nicht das Problem bekämpfen. Vermutlich hilft es hier schon dafür zu sorgen, dass der Boden nicht so feucht ist, aerifizieren und sanden helfen bei feuchten Böden.
Wann ist der Beste Zeitpunkt zum Düngen
Besonders praktisch ist es Granulat zu düngen wenn für die nächsten Tage Regen angesagt ist. So kann das Granulat gelöst und in den Boden transportiert werden. Ansonsten könnt ihr auch mit dem Rasensprenger nachhelfen. Ich Dünge verhältnismäßig häufig kleine Mengen und sorge dafür das die Gräser immer mit den wichtigsten Nährstoffen versorgt sind.
Regelmäßiges mähen
Einer der wichtigsten Tipps für einen dichten Rasen ist das regelmäßige mähen. Ich mähe meinen Rasen in der Saison 3 mal in der Woche, dadurch wird der Rasen dichter. Außerdem mögen viele Unkräuter das kurze schneiden gar nicht, ihr habt also direkt zwei positive Effekte.
Wann wird Vertikutiert
Bei dem Punkt scheiden sich wie so oft die Geister. Die Einen schwören darauf den Rasen regelmäßig zu vertikutieren, die Anderen behaupten, dass es dem Rasen mehr schadet als das es ihm nützt. Ich vertikutiere nicht regelmäßig und nutze meinen Vertikutierer nur dann, wenn es stellenweise nötig ist. Zum Beispiel fahre ich mit der Lüfter Walze auf meinem Vertikutierer über die moosigen Stellen, nachdem ich sie mit Eisensulfat bearbeitet habe. So kämme ich das tote Moos aus dem Rasen, ohne für unnötige Schäden zu sorgen. Bei älteren Rasenflächen kann es auch Sinn machen mit dem Vertikutiere den dicken Rasenfilz zu beseitigen und dem Rasen wieder mehr Luft zu geben.
Sichelmäher
Ein Sichelmäher ist ein ganz klassischer Rasenmäher mit einem rotierenden Messer wie ihn vermutlich die meisten Zuhause stehen haben. Ich mähe selber mit einem Sichelmäher von Sabo und bin auch eigentlich sehr zufrieden damit. Aber es ist nicht gerade die schonende Art seinen Rasen zu schneiden. Die Halme werden durch das Messer abgeschlagen und wenn das Messer nicht gut geschärft ist, sind die Ergebnisse meist nicht so toll. Dafür sind die Mäher unkompliziert und man kann nahezu jede Fläche damit mähen. Wenn ihr das Messer Regelmäßig schärft sind die Ergebnisse gut und man sieht das die Halme einen sauberen Schnitt haben, sind die Halme ausgefranst sollte das Messer mal wieder geschärft werden.
Spindelmäher
Ein Spindelmäher ist eigentlich der Traum für jeden der sich mit dem Thema Rasen intensiv beschäftigt. Ein Spindelmäher ist ein Mäher der mit seinem Messer das Gras wirklich schneidet, das Schnittbild ist super sauber und man kann seinen Rasen mit einem Spindelmäher bis auf weniger Millimeter kurz mähen. Ein Spindelmäher ist auch ein Traum von mir, ich habe jedoch die Sorge das ich mit einem Spindelmäher bei meiner verwinkelten Fläche nicht glücklich werde.
Die richtige Schnittlänge
Die richtige Schnittlänge gibt es nicht. Ich bin ein Freund von kurz gemähten Flächen, aber desto kürzer der Rasen geschnitten wird desto höher ist auch der Aufwand. Die Fläche muss bei kurzen Schnitthöhen super eben und dicht sein. Ich mähe bei mir "nur" auf 30 mm, das ist schon recht kurz aber für einen echten Rasenfreak vermutlich ein Dschungel. Auf Fußballplätzen sind die Flächen auf ca. 25 mm geschnitten und auf Golfplätzen geht es von 20 mm bis runter auf 3 mm Schnittlänge. Ich denke da muss jeder selber wissen was ihm gefällt.
Wo kann man sich zum Thema Rasen informieren?
- Nachhaltig Grün Florian Münzberger ist ein echter Greenkeeper und hat sich in seinem Berufsleben viele Jahre mit dem Thema Rasen beschäftigt. Er hat einen Blog auf dem er in Videos und Beiträgen so ziemlich alles rund um das Thema Rasen behandelt. Zusätzlich bietet er auch das erstellen von Pflege- und Düngeplänen für den engagierten Gartenbesitzer bis hin zum Sportplatzbetreiber an. Ich folge Florian seit Jahren auf Instagram und seine Unterstützung hat mir schon sehr viel geholfen.
- MMS Rasenwerk Matthias Merten ist einer der engagiertesten Privatpersonen die ich im Bereich Rasen kennen gelernt habe. Ich glaube Matthias hat mehr Rasenmäher als ich Grills und für ihn ist das Thema ein Hobby wie für mich das kochen. Ich empfehle jedem der Spaß am Thema Rasen hat sich bei ihm im Blog mal ein paar Stunden um zu schauen.
- Bavarian Green Alexander kommt aus dem schönen Bayern und ist auch eine der Personen die mich von Beginn an begeistern. Alex hat seinem Rasen einen Instagram Kanal gewidmet und ich würde behaupten es gibt in Bayern nicht viele Gärten in denen ein schönerer Rasen wächst als bei ihm. Ein unterhaltsamer und hilfreicher Kanal zum lernen, schmunzeln und staunen.
Das sind meine Geräte
Bodenanalyse
Ich empfehle jedem der mit seinem Rasen unzufrieden ist und daran was ändern möchte, startet mit einer Bodenanalyse. Bei der Bodenanalyse werden an verschiedenen Stellen auf der Rasenfläche Bodenproben entnommen und in ein Labor geschickt. Im Labor werden die wichtigsten Werte, wie PH Werte, die Nährstoff Werte und alle für den Rasen wichtigen Parameter ermittelt.
Das Ergebnis ist eine Grundlage für eine sinnvolle Düngung und die Möglichkeit gezielt auf einzelne Mängel zu reagieren.
So eine Bodenprobe kann in der Regel bei der Raiffeisen um die Ecke durchgeführt werden. Es gibt aber auch professionelle Firmen wie z.B. Nachhaltig Grün, die Proben auswerten und direkt Dünge- und Pflegepläne für jeden Anspruch erstellen.
Dünger
Ich habe angefangen ganz klassisch mit mineralischen Dünger zu arbeiten. Dazu habe ich mit einem einfachen Streuwagen regelmäßig Dünger auf dem Rasen ausgebracht. Mineralische Dünger haben den Vorteil das die Nährstoffe wasserlöslich und direkt für den Rasen verfügbar sind. Der Dünger wird über die Wurzeln im Boden aufgenommen. Aber Mineralische Dünger haben den Nachteil das sie nicht gerade gesund für Kinder und Hunde sind. Das hat mich gestört.
Im nächsten Schritt habe ich angefangen komplett mit organischen Düngern zu arbeiten. Organische Dünger sind der ökologische Weg zu düngen und die organischen Bestandteile im Dünger müssen erst von den Mikroorganismen im Boden aufgeschlossen und somit für den Rasen verfügbar gemacht werden. Auch hier werden die Nährstoffe über die Wurzeln aufgenommen. Das dauert seine Zeit und sorgt dafür das der Effekt einer Düngung erst sehr spät seine Wirkung zeigt. Dafür sind diese Dünger aber für Kinder und Hunde um einiges verträglicher.
Jetzt habe ich angefangen flüssig zu düngen. Hier setze ich sowohl mineralische als auch organische Dünger ein, die der Rasen aber direkt über das Blatt aufnimmt. Dazu muss ich sehr regelmäßig düngen um den Rasen mit Nährstoffen zu versorgen. Zu Beginn der Saison und um den Aufwand etwas zu reduzieren, helfe ich zwischendurch etwas mit kleinen gaben an Granulat Dünger nach. Der Aufwand ist verhältnismäßig groß, aber das Ergebnis ist dafür Top.
Bewässerung
Wasser ist wohl das Wichtigste für eine Pflanze und für einen schönen grünen Rasen ist es unabdingbar bei hoher Hitze regelmäßig zu wässern. Ich versuche so wenig wie nötig zu wässern und ich versuche die Abstände zwischen den Bewässerungen so groß wie möglich zu halten. Ich bewässere im Hochsommer ca. 3 Mal in der Woche. Durch zu häufiges wässern bilden sich die Wurzeln nicht in die Tiefe aus, weil an der Oberfläche immer Wasser verfügbar ist. Bewässert man stark aber selten, wird der Rasen dazu animiert tiefer zu wurzeln und sich das Wasser aus den tieferen Bodenschichten zu ziehen, das macht den Rasen um einiges resistenter gegen Trockenheit. Ich bewässere bei mir mit einem vollautomatischen Bewässerungssystem mit Regensensor und Bewässerungscomputer der die Wassermenge den Wetterverhältnissen anpasst. Ich habe ein komplettes Bewässerungssystem mit Regnern in der gesamten Rasenfläche verbaut. Mein System ist von Rainbird und bei Interesse mache ich dazu noch mal einen detaillierteren Beitrag.
Rasensamen
Der richtige Rasensamen ist die Basis für jeden schönen Rasen. Ich habe sehr viele verschiedene Rasen Mischungen ausprobiert und bin zu dem Schluss gekommen, dass gerade die Auswahl des richtigen Samen die Grundlage für alle Arbeit ist, die man in seinen Rasen steckt.
Man sollte seinen Rasensamen danach auswählen, was man für Verhältnisse hat, Schatten, Sonne, feucht, trocken. Außerdem sollte man wissen wie man den Rasen nutzen möchte und natürlich auch wie viel Zeit man in die Pflege stecken möchte.
Ich habe aktuell zwei verschiedene Mischungen im Einsatz und sähe Regelmäßig meine Flächen nach. Das nachsäen hat sich für mich als besonders Effektiv heraus gestellt um Problemstellen langfristig dicht zu kriegen.
An der Stelle muss ich ein riesen Dank an Nachhaltig Grün und Rasenwelt aussprechen, ihr habt mich toll beraten und die Ergebnisse sind einfach überragend.
Ich kann euch bei Saatgut auf jeden Fall empfehlen sehr auf Qualität zu achten, weil wer scheiße sät wird scheiße ernten. Gutes Saatgut zahlt sich aus.
Bodenverbesserung
Bodenverbesserung ist ein großes Wort. Dafür muss man erstmal wissen was dem Boden fehlt und was man daran verbessern kann. Im Regelfall ist das Auflockern des Bodens eine Verbesserung die jedem Rasen gut tut. Mit der Zeit verdichtet der Boden immer mehr und der Rasen bzw. die Wurzeln des Rasens haben es schwer sich durch den Boden zu treiben, außerdem kann das Wasser nicht mehr so gut in die tiefern Schichten des Bodens eindringen. Wir Sanden und lockern den Boden jedes Jahr aufs neue, das ist eine schweißtreibende Aufgabe, aber es lohnt sich. Ich bringe zwischen 2,0 und 6,0 Liter Sand pro m² Rasen aus und verteile ihn mit einer Levelrake. Das sorgt für eine ebene Fläche und für einen sandigen und lockeren Boden.
Ich nehme dafür trockenen Sand mit einer Körnung 0,5-2,0 mm und verteile Ihn Sack für Sack auf der Fläche. Danach wird der Sand verteilt und man kann zuschauen wie der Sand im Rasen verschwindet.
Problemstellen
Problemstellen kann es viele geben. Bei mir sind es zum Beispiel die feuchten Stellen hinter meiner Hecke. Hier ist viel Schatten, der Boden ist feucht und der Rasen wird einfach nicht richtig dicht. Staunässe ist für Rasen einfach schlecht und deswegen aerifiziere ich den Rasen mit dem Rasenspecht um dafür zu sorgen dass das Wasser schneller abfließen kann. Außerdem nutze ich in den schattigen Bereichen Saatgut mit hohem Poa Supina und Festuca Anteil, da diese Sorten im Schatten einfach unglaublich gut funktioniert.
Problemstellen können aber auch Unkraut sein, hier habe ich mir angewöhnt das Unkraut aus zu stechen. Meine Erfahrung ist das desto dichter und vitaler der Rasen ist, je weniger Unkraut hat man im Rasen. Das Problem Unkraut ist also ein Problem das sich im Idealfall ohne großen Einsatz von Chemie lösen lässt.
Ich denke hier kann man noch eine Menge ergänzen und das werde ich auch mit der Zeit tun, Problemstellen gibt es schließlich eine Menge.
Fazit / Ergebnis
Mein Fazit ist,ich bin noch lange nicht am Ziel und ich habe immer noch sehr viel zu lernen. Diesen Beitrag werde ich in den nächsten Monaten und Jahren immer wieder mit neuem Wissen füttern und euch von meinen Erfahrungen berichten. Ich hoffe euch mit dieser Sammlung an Tipps und Grundlagen rund um das Thema Rasen ein bisschen helfen zu können das Thema in eurem Garten an zu gehen und die ersten Fortschritte zu machen.
Auch wenn ich keinen Masterplan habe, möchte ich euch trotzdem ein Liste an die Hand geben, wie ich heute vorgehen würde wenn ich nochmal bei Null anfangen müsste.
Grundlagen für einen schönen Rasen
- Eine Bodenanalyse erstellen
- Den richtigen Rasensamen auswählen
- Einen Düngeplan erstellen
- Die Problemstellen beobachten und bearbeiten
- Regelmässig rasenmähen
- Sinnvoll und ausreichend bewässern
- Den Boden verbessern durch z.B. sanden (Topdressen) und aerifizieren